Wo stehen wir heute? Luxemburg hat den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft bereits eingeleitet

Die Errichtung eines Neubaus erfordert ein solides Fundament. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für den Bau eines Hauses, sondern auch für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. Luxemburg hat 2021 seine Strategie für die Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Aber das Fundament bilden Forschungsberichte und kreislauforientierte Projekte aus den vergangenen zehn Jahren.

Verschieden Studien haben das heutige Konzept mit geprägt, so die 2014 veröffentlichte Studie „Luxembourg as a knowledge capital and testing ground for the circular economy“, die für Luxemburg durchgeführte Studie „Third Industrial Revolution“ aus dem Jahr 2016 und die 2020 von der Regierung angenommene Null-Abfall-Strategie. Die Grundlagen sind auch im Nationalen Energie- und Klimaplan Luxemburgs (NCEP) sowie in der jüngsten Roadmap "Ons Wirtschaft vu muer" für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige luxemburgische Wirtschaft nach der Covid-19-Pandemie verankert.

Zu jeder Strategie gehört eine theoretische Planung und eine praktische Umsetzung. Das gilt auch für die frühere Arbeit, die in Luxemburg zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft geleistet wurde. Sie sorgte dafür, dass zahlreiche Pilotprojekte und Programme umgesetzt werden konnten. Im Folgenden werden einige Schlüsselinitiativen in verschiedenen Sektoren vorgestellt und das kurze Video bietet eine Zusammenfassung der Highlights der Kreislaufwirtschaft der letzten fünf Jahren. Weitere Beispiele für öffentlich initiierte und unterstützte Initiativen weden demnächst im Abschnitt Aktionen und Projekte vorgestellt.

Bausektor

Unter Aufsicht des Ministers für Öffentliche Arbeiten verfolgte der Fonds Kirchberg, welcher für die Urbanisierung des Kirchberg-Plateaus verantwortlich ist, in den letzten Jahren einen partizipativen Projektansatz, der es den Anwohnern ermöglicht, sich aktiv einzubringen. Außerdem griff der Fonds Grundsätze der Kreislaufwirtschaft auf, um die 365 Hektar des Plateaus weiterzuentwickeln. Dabei ist er bestrebt, „Projekte mit positiver Wirkung zu gestalten, anstelle von Projekten, die nur Mindestanfoderungen erfüllen“.

Zu den Projekten mit ähnlichen Zielsetzungen zählt Elmen, ein 27 Hektar großes Entwicklungsprojekt in der Nähe von L-Olm unter Leitung des öffentlichen Projektträgers SNHBM. Hier entstehen 800 erschwingliche Wohnungen, die alle nach LENOZ zertifiziert sein werden. Die Hälfte davon sind Nullenergiehäuser in Holzrahmenbauweise.

Nicht zuletzt hat der Fonds du Logement Masterpläne mit Zirkularitätsaspekten für die neuen Stadtentwicklungen "Wunne mat der Wooltz" in Wiltz und "Nei Schmelz" in Dudelange entwickelt.

Industrie

Das Ministerium für Wirtschaft unterstützt KMUs, die mit Hilfe des von Luxinnovation ausgeführten Programms Fit4Circularity in die Kreislaufwirtschaft einsteigen möchten. Ziel ist es, Firmen dabei zu helfen, ihren Rohstoffeinsatz zu beschränken und die Nutzung erneuerbarer Ressourcen zu maximieren. Genauso wichtig ist die Zielsetzung des Ministeriums, die Firmen bei der Entwicklung von innovativen Produkten und Dienstleistungen zu unterstützen, welche ein nachhaltiges Wachstum fördern, den Energieverbrauch verringern und die Wiederverwertbarkeit erhöhen.

Um die für das Erreichen dieser Ziele erforderlichen Kompetenzen zu entwickeln, wurde 2020 der erste Circular by Design Challenge organisiert. Der Wettbewerb fördert Entwickler und Unternehmer bei der Gestaltung neuer, kreislauforientierter Produkte und Geschäftsmodelle und unterstützt sie bei der Projektführung.

Eine weitere wichtige Entwicklung für den Industriesektor ist das Product Circularity Data Sheet, das als Vorlage für zuverlässige Daten über die Kreislaufeigenschaften eines Produkts dienen soll. Die 2019 gestartete Initiative wird von mehr als 50 Unternehmen aus 12 europäischen Ländern unterstützt und soll den Grundstein für eine künftige internationale Norm legen.

Finanzen

In Partnerschaft mit dem privaten Sektor hat die Regierung verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um nachhaltige Investitionen zu fördern. So soll privaten Projektträgern geholfen werden, Investoren zur Finanzierung ihrer Projekte anzuziehen. Zu diesen Initiativen gehören u.a. der International Climate Finance Accelerator, welcher innovative Fondsmanager unterstützt; eine Agentur, die Gütesiegel für nachhaltige Investmentfonds und -produkte vergibt; eine gemeinsame Plattform mit der Europäischen Investitionsbank, die hilft, Risiken von Klima-Investitionen zu mindern.

Im September 2020 war Luxemburg das erste europäische Land, das im Einklang mit den jüngsten EU-Empfehlungen für nachhaltige Finanzwirtschaft ein Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsanleihen einrichtete und eine nachhaltige Anleihe ausgab. Zudem senkte die Regierung am 1. Januar 2021 gemäß EU-Taxonomie die Zeichnungssteuer für Fonds, die in nachhaltige Aktivitäten investieren. Da die Taxonomie auf die Kreislaufwirtschaft ausgeweitet wird, werden beide Initiativen helfen, Investitionen in Kreislaufprojekte zu lenken.

Die Strategie der Kreislaufwirtschaft wird auch von der Luxembourg Sustainable Finance Initiative unterstützt.

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