Privatwirtschaft Geschäftsmodelle und Schlüsselsektoren für die Kreislaufwirtschaft in Luxemburg

Alle Unternehmen werden von der Kreislaufwirtschaft profitieren, denn sie wird Effizienzgewinne bewirken, Umsatzchancen steigern und die Nachhaltigkeit der Unternehmen stärken. Das letzte Punkt hat dabei nicht weniger Gewicht als die zuerst genannten Vorteile. Den globalen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit mitzugehen, wird für die Luxemburger Unternehmen von grundlegender Bedeutung sein, wenn sie in den kommenden Jahren erfolgreich sein wollen. Denn die Themen „unternehmerische Verantwortung“ und „Umwelt“ drängen schnell an die Spitze der Tagesordnung von Behörden, Kunden und Verbrauchern.

Die sechs nachfolgend aufgeführten Sektoren werden im Großherzogtum zu den ersten gehören, die basierend auf Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Trägern Aktionspläne für die Kreislaufwirtschaft sowie Pilotprojekte erarbeiten. Wichtig ist zwar, dass die Regierung den richtigen Rahmen schafft, der wirkliche Fortschritt jedoch gelingt nur, wenn Einzelpersonen und Unternehmen die Chancen wahrnehmen.

Anders formuliert ist kreatives und engagiertes Unternehmertum gefragt, wenn wir hier in Luxemburg eine Kreislaufwirtschaft aufbauen wollen. Sowohl luxemburgische Betriebe als auch internationale Unternehmen und Investoren können zur Erfolgsgeschichte beitragen.

Bau

Aufgrund verschiedener Merkmale eignet sich der Bausektor besonders als Pionier der Kreislaufwirtschaft: goße Mengen an Material werden produziert, transportiert und gelagert. All dies erfordert Energie und verbraucht andere wertvolle Ressourcen wie Boden und Wasser. Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Gebäude- und Bausektor in Europa 50 % der Ressourcen verbraucht und 60 % des Abfalls erzeugt [Quelle]. Weltweit erzeugt das Bauwesen nahezu 40 % aller energiebedingten CO2-Emissions (direkte und indirekte Emissionen, wie bspw. bei der Herstellung der Baumaterialien) [Quelle].

Die Aktionspläne können folgende Maßnahmen umfassen: den vermehrten Einsatz natürlicher Materialien (z. B. Holz) und energiearm produzierter Varianten wichtiger Baustoffe wie Beton; die Einführung von „Materialausweisen“, welche Daten zu allen, in einem Gebäude verwendeten Produkten enthalten und deren Recycling später erleichtern; die Wiederverwendung von Komponenten wie Stahlschienen und Betonpfeilern.

Bildung

Damit alle ihren Beitrag leisten können, müssen die Bürger die Chance erhalten, das Konzept der Kreislaufwirtschaft zu verstehen und mehr darüber zu erfahren. In bestimmten Fällen bedeutet dies, das öffentliche Bewusstsein durch Informationskampagnen seitens der Regierung zu steigern. Die Bildung wird jedoch auch auf vielen anderen Ebenen wichtig sein, einschließlich der Berufsausbildung (z. B. im Baugewerbe) und der Hochschulausbildung, wo die Konzepte der Kreislaufwirtschaft in allen Fächern, von den Natur- und Ingenieurwissenschaften bis hin zu den Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften zum Tragen kommen sollten.

Ausbildung in der Reparatur und Wartung von Gütern ist ebenfalls erforderlich und das Vermitteln von IKT-Kenntnissen in den Schulen muss zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Finanzen

Der Luxemburger Finanzsektor gilt schon jetzt als weltweites Zentrum für „grüne Finanzen“ und nachhaltiges Investieren. Daher ist er gut aufgestellt, um der Kreislaufwirtschaft den Weg zum Erfolg zu ebnen. Sobald Finanzunternehmen und Dienstleister im Großherzogtum das Konzept und seine Chancen erfasst haben, werden sie in der Lage sein, Unternehmen, welche auf das kreislauforientierte Modell umschwenken wollen, neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Dieses Angebot kann Folgendes umfassen: die Bereitstellung von Risikokapital für Start-ups, Private-Equity-Investitionen in innovative KMUs, die Entwicklung spezieller Versicherungs- und Bankprodukte für die besonderen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft.

Lebensmittelbranche und biogene Materialien

Hochwertige Nahrungsmittel sind der Schlüssel zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden in der Gesellschaft. Ebenso wichtig ist es, die Umwelt durch bessere Praktiken in der Landwirtschaft zu schützen. Die Kreislaufwirtschaft schlägt eine Brücke zwischen diesen beiden Erfordernissen. Beispielsweise versucht sie, chemische Düngemittel zu vermeiden und durch Mischformen des Landwirtschaftens die Regeneration des Bodens zu fördern.

Biologische Stoffe können stärker zum Einsatz kommen, z. B. Baumaterial aus Holz, Isolationsmaterial aus Stroh, oder Biogas aus organischem Abfall zum Heizen von Wohnungen. Andererseits lassen sich die Produktionsapazitäten erhöhen, indem durch Gewächshäuser auf Gebäudedächern und durch urbane Landwirtschaft neue Anbauflächen geschaffen werden. Auch macht der lokale Anbau Alternativen zu importiertem Getreide wie Soja möglich.

Industrie

Genau wie der Bausektor verbraucht die Production in der Industrie große Mengen an Rohstoffen, Energie und natürlichen Ressourcen. Studien zeigen, dass kreislauforientierte Entwicklungsansätze und Geschäftsmodelle der Industrie helfen können, nicht nur Rohstoffeinsatz und Produktionskosten zu verringern, sondern auch Probleme bei der Materialversorgung und Umweltauswirkungen.

Zu den Luxemburger Initiativen gehört die Einführung des kreislauforientierten Produktdatenblatts ("Product Circularity Data Sheet"). Dieses Dokument enthält transparente, standardisierte Informationen zu kreislauforientierten Materialien, welche von Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette und Kunden genutzt werden können. In Zirkluären Gewerbezonen können Infrastruktur und Maschinen gemeinsam genutzt werden. Genauso ist der Wechsel zum Geschäftsmodell „Product-as-a-Service“ weniger ressourcenintensiv.

Einzelhandel

Die Vermeidung von Abfall beim Gebrauch von Alltagsprodukten wie Elektroartikeln, Textilien und Möbelstücken ist ein wichtiges Ziel der Kreislaufwirtschaft. Einzelhändler können unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, wie z. B. den Einsatz von Gütesiegeln unterstützen, um die Verbraucher über die Kreislauffähigkeit eines Produkts zu informieren (z. B. darüber, wie einfach es sich reparieren oder wiederverwerten lässt). Genauso können sie dabei helfen, einen Markt für wiederverwertete Konsumgüter – insbesondere über Online-Plattformen – einzurichten.

Der Einzelhandel kann auch das „Recht auf Reparatur“ unterstützen, indem er Zugang zu Ersatzteilen erleichtert und zusätzliche Dienstleistungen anbietet. Ebenso kann er die Ausdehnung des Geschäftsmodells „Products-as-a-Service“ fördern.

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